Das Buchdrucker-Handwerk hat eine jahrhundertealte Tradition.
Daraus ergaben sich natürlich einige schöne alte Bräuche unter den Buchdruckern.
Der bekannteste ist dabei das so genannte „Gautschen“ – also eine Art „Drucker-Taufe“.
Da das Gautschen bis auf wenige Ausnahmen (u.a. beim Johannisfest in Mainz) nur selten in der Öffentlichkeit stattfindet, hier eine kleine Erläuterung:
Nach der Ausbildungszeit steht vielen Druckern noch ein besonderes Ereignis bevor – die Gautschfeier. Hierbei erhält der „Täufling“ eine „Wassertaufe“, die ihn von allen Sünden der Lehrzeit reinwaschen soll. Die Zeremonie wird mindestens von einem Gautschmeister, zwei Packern und einem Schwammhalter durchgeführt. Der Täufling -auch Kornut genannt- wird dabei auf das althergebrachte Kommando
„Pakkt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen seine beide Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturtzbad oben-drauf das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauff.“
von den beiden Packern gepackt und auf einen vom Schwammhalter bereits mittels nassen Schwamm präparierten Stuhl gesetzt. Anschließend erhält der Täufling aus einem bereitstehenden Eimer einen Guss kalten Wassers in den Rücken. Die Packer packen anschließend den Täufling erneut und tauchen ihn in einem Wasserbottich mehrmals unter, ehe sie ihn wieder auf die Beine stellen und ihm ein Glas Bier zur ersten Stärkung überreichen.
Nachdem der Kornut sich dann feierlich von aller „Hudelei und falschem Brauch“ der Lehrzeit losgesagt hat, erhält er den unterschriebenen Gautschbrief, der ihn künftig vor alles „Kunstgenossen“ als wahren Jünger Gutenbergs ausweist. Nur mit diesem Gautschbrief ist der junge Druckergeselle in die Buchdruckergemeinschaft wirklich aufgenommen.
Und es soll Betriebe geben, bei denen das Vorzeigen des Gautschbriefes fast wichtiger ist als der offizielle Gesellenbrief der Kammern.